Endlich Sommer! Monatelang wurde über die Kälte gemeckert, deswegen werde ich mich jetzt sicher nicht über die täglichen Schweißausbrüche beschweren – nicht, dass die Sonne mich hört, und sich gleich wieder beleidigt zurückzieht. Da man aber bei über 30 Grad einfach manchmal eine Abkühlung braucht, die über das Kinderplantschbecken im Garten hinaus geht, und weil das Leben ohne Herausforderungen ja auch irgendwie fad ist, haben Rosie und ich uns am Wochenende auf das „Abenteuer Schwimmbad“ eingelassen, zum ersten Mal nur zu zweit.
Ausgestattet mit unserem neuen, mit Handtüchern, Badeanzügen, Spielsachen sowie der Madame beladenen Bollerwagen (was habe ich vor dem Kind über diese Gefährte gelacht!), haben wir uns, zwischen etwa 200 anderen Familien, ein schattiges Plätzchen auf der Wiese gesucht. Nach dem Ausladen, Umziehen und Eincremen war ich so schweißgebadet, dass ich aussah, als wäre ich bereits im Wasser gewesen. Also Kind auf den Arm montiert, ab unter die Dusche (man ist ja kein Schweindl) und mit Enthusiasmus rein ins Babybecken.
Auf die Wasserrutsche mussten wir diesmal verzichten, weil die nur für Kleinkinderpöpsche konzipiert war, und ich Rosie auf dem Weg nach unten ja nicht sich selbst überlassen konnte. Spätestens am Ende der Rutsche hätte das vermutlich dazu geführt, dass jemand ein Video von uns mit dem Titel „Wieso manche Menschen keine Kinder kriegen sollten!“ auf Youtube hochgeladen hätte.
Auch den Tunnel, unter dem die Kinder durchspazieren können, haben wir vorsichtshalber ausgelassen, da ich den übrigen Besuchern den Anblick ersparen wollte, wie ich mich mit einer Hand vorwärts robbe, während ich mit der anderen versuche, ein Kind mit eher wenig Körperspannung über Wasser zu halten. So lange ich nicht aussehe wie Pamela Anderson, muss ich auch keine Rettungsschwimmerartistik vorführen.
Einige der Kleinkinderattraktionen, mit denen man den Nachwuchs im Schwimmbad normalerweise amüsieren kann, fielen für uns also schon mal automatisch aus. Aber da das Bärli ja gnädigerweise halbwegs genügsam ist, reichte es ihr zunächst aus, einfach nur im kühlen Nass zu sitzen.
Nach ein paar Minuten „Mit den Händen aufs Wasser patschen“ verlangte sie dann aber doch nach mehr Entertainment, woraufhin wir Verschiedenes ausprobiert haben: aufstehen und mit den Füßen durchs Wasser stapfen (mittlere Begeisterung, weil die Füße auf dem Schwimmbadboden natürlich immer wieder weg rutschen), im flachen Wasser am Bauch vor einer kleinen Sprudelfontäne liegen (äußerst verhaltene Begeisterung, weil erstens Bauchlage bäh, und zweitens Rillen am Schwimmbadboden, die der Prinzessin unangenehm waren), sich von Mama am Bauch durch das Becken ziehen lassen, um ein Gefühl für „selbst schwimmen“ zu bekommen (lautstarker Protest, weil man dabei ja den Kopf selbst hochhalten muss, und das ist schließlich anstrengend), von Mama aus dem Wasser gehoben und mit dem Popsch voran und den Worten „Arschbombe“ wieder fallen gelassen werden (große Begeisterung, dafür aber später heftiger Protest, weil Mama irgendwann der Saft in den Armen ausgegangen ist). Lediglich die Worte: „Wollen wir uns ein Eis holen?“ konnten die Stimmung wieder aufhellen.
Also zurück aufs Handtuch, die nassen Badesachen ausziehen, draufkommen, dass ein reiner Schattenplatz zum Aufwärmen nach dem Wasser nicht ganz optimal ist, kurz einen Umzug von Handtüchern, Bollerwagen, Kind und PlayPak (Rosies Spezialsitz für Unterwegs) in Richtung Sonne erwägen, bemerken, dass zwei Hände für derlei Aktionen irgendwie zu wenig sind und daher einfach möglichst rasch Kind und Geld schnappen, beim Anstellen vor dem Buffet ist es ja schließlich auch schön warm. Schön warm ist übrigens die Untertreibung des Jahrhunderts, denn bis wir, mit einem Erdbeercombino bewaffnet, wieder bei unseren Handtüchern waren, hätte ich bereits den nächsten Sprung ins Wasser vertragen können: unter der Sommersonne hängt sich das Herumschleppen meines 10kg-Bärlis halt noch mehr rein als gewöhnlich.
Da bei uns traditionell alles, vom Auto-Ausladen bis zum Ausbreiten unseres ganzen Krempels, ins Wasser kommen, hinterher die Badehose wechseln, essen, und schließlich wieder Einpacken des eben erwähnten Krempels, etwas länger dauert, als bei anderen, war unser Badenachmittag nach einem weiteren kurzen Hüpfer in den Pool auch schon wieder vorbei, und ein Teil von mir war recht stolz darauf, sich mal wieder von der Cerebralparese des Kindes nicht von den ganz normalen Alltagsaktivitäten abhalten zu lassen, sondern es trotzdem geschafft zu haben, alleine mit meiner Tochter schwimmen zu gehen. Yay me!
Ein anderer Teil allerdings schaut sich in solchen Situationen immer noch um, betrachtet die anderen Mütter, die am Beckenrand sitzen, während ihre Sprösslinge im Wasser plantschen, mit kleinen Kübelchen spielen oder sich lachend auf die Wasserrutsche stürzen, und denkt sich: „Bist du deppert, sieht das einfach aus!“
Und ja, ich weiß dass Vergleiche mit anderen Familien nicht nur nichts bringen, sondern zudem unfair sind, ich habe ja auch in diesem Blog schon oft erwähnt, dass mir durchaus klar ist, dass alle Eltern ihre ganz eigenen Herausforderungen zu bewältigen haben. Aber manchmal, nur manchmal, möchte ich eben nicht die sein, die es „trotzdem schafft“. Die sich nicht aufhalten lässt, und die ständig neue Wege findet, wie sie den Alltag für sich und ihr Kind adaptieren kann.
Manchmal möchte ich einfach nur „machen“. Ohne nachzudenken, ohne zu planen, ohne immer neue Hilfsmittel mit mir herum zu schleppen. Einfach ins Auto oder aufs Rad springen, los fahren und etwas Lustiges unternehmen. Ein Spielhaus im Garten aufstellen, und meiner Tochter durchs Fenster hinein zuwinken. Ihr ein Eis in die Hand drücken, und ihr dabei zusehen, wie sie glücklich daran leckt. Sie unten auffangen, wenn sie sich oben auf die Wasserrutsche wirft.
An guten Tagen fühle ich mich wie Wonderwoman und sage voller Überzeugung: „Natürlich ist es nicht einfach, aber alles ist möglich!“ An manchen Tagen fehlt mir für den Wonderwoman-Modus aber auch die Energie, und dann sage ich: „Natürlich ist alles möglich, aber einfach ist nichts.“
Und manchmal wäre einfach einfach schön.
Du bist eine wirklich coole Frau! – ich darf das beurteilen, weil: ich bin schon alt genug! – 😉Alles Liebe Ludwig
Du BIST wonder woman…. Du bist einzigartig…. LG
Ich bin einfach nur Mama – irgendwie sind wir alle Wonderwoman 😉